13 / 07 / 14 ~ Freundschaft. Am Abgrund. ~


suicide*TRIGGER*TRIGGER*TRIGGER*suicide
Morgens, halb 5 auf der Brücke. 
Sie steht oben auf der Brücke, alleine, am Abgrund. Vor ihr das tosende, reißende Wasser, hinter ihr der kühle Stahl. Ihr ist kalt. Sie zittert am ganzen Leib, aus Angst, vor Kälte. Wäre er nicht gewesen, wäre sie nicht hier. Sie liebte ihn, er spielte mit ihr. Sie gab ihm alles, er betrog sie. Er war alles für sie, Sie war von Anfang nur eine Wette. Er stieß sie in den Abgrund. Wäre er hier, wäre sie schon lange nicht mehr. 
Sie tat einen weiteren Schritt, rutschte ab. Schnell griff sie nach dem Geländer, kühler Stahl brannte auf ihrer Haut, das Wasser des Flusses mischte sich mit Tränen. Sie war feige, das wusste sie. Sie wollte springen, traute sich aber nicht. Ihr wurde schwindelig, Übelkeit krabbelte ihren Hals hinauf. Sie spuckte, doch die Übelkeit blieb. Ein Zucken durchfuhr sie, sie sackte in sich zusammen. So blieb sie dort sitzen, ein wimmerndes Häufchen Elend. 
'Ich habe ihm alles gegeben. Nie habe ich an ihm gezweifelt, nie habe ich einen Anderen auch nur angesehen. Doch er, er macht alles kaputt. War ich nicht gut genug? War ich vielleicht sogar eine schlechte Freundin? Habe ich etwas falsch gemacht? Es war schließlich meine Schuld...' 
Langsam erhebt sie sich. Plötzlich steht er hinter hier. immer weiter schiebt er sie nach vorne. Dankbarkeit. Sie durchströmt sie. Seit Jahren war sie unerwünscht. In der Schule, Zuhause, Im Verein. Sie ist dankbar dafür, dass er sie schubst. Ohne ihn würde sie es wahrscheinlich nicht schaffen. Doch dann hört er auf. Sie hört Schritte, wahrscheinlich geht er, hat keinen Bock mehr. 
Nein, die Schritte entfernen sich nicht, sie kommen näher. Ein Schauer durchzuckt sie, eine Hand legt sich auf ihre Schulter. Erschrocken dreht sie sich um. Hinter ihr steht en Mädchen. Ihre beste Freundin. Früher. Als er kam, ging sie. 
Sie schauen sich in die Augen. Die Hand ist stark, zieht sie zurück. Sie lässt es geschehen, glücklich, traurig, genau weiß sie es nicht. 
Sie stehen auf der Brücke, direkt neben dem Abgrund, und schauen sich an. Dann fallen sie sich in die Arme und weinen. 
Morgens, halb 5 auf der Brücke.

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